Es gibt keine Worte um zu beschreiben was Lionel Messi seit mehr als einem Jahrzehnt regelmäßig auf dem Platz fabriziert. Zumindest beim FC Barcelona. Von vielen vor Jahren bereits als bester Vereinsspieler aller Zeiten bezeichnet, kann „La Pulga“ keine nennenswerten Erfolge bei der argentinischen Nationalmannschaft vorweisen. Lediglich die Titel des U-20 Weltmeisters (2005) und des Olympiasiegers (2008) stehen hier in seiner Vita. Sicherlich gibt es auch andere Überspieler wie z.B. Cryuff oder Zico die als Nationalspieler keine Trophäen gewinnen konnten, jedoch waren sie beide die Köpfe von legendären Teams (Niederlande 1974 und Brasilien 1982), die Fußballromantikern noch heute Tränen in die Augen treiben.
Trotz Messis teils großartiger Auftritte bei der WM 2014 und der Copa America 2015 und 2016 werden die Erinnerungen daran schnell verblassen, hat er es schlichtweg nicht geschafft das Spiel bei Argentinien genauso zu beeinflussen wie in Barcelona. Dem Wunderdribbler ist es bisher noch nicht gelungen ein Tor in einem KO-Spiel einer Weltmeisterschaft zu schießen. Viele werden jetzt sagen, dass sich ein Stürmer nicht auf seine Tore reduziert, was natürlich stimmt. Dennoch sollte ein Weltklassespieler in der Lage sein seine Qualitäten abzurufen. Eine von Messis zahlreichen Qualitäten ist, dass er in Barcelona einen Torrekord nach dem anderen bricht. Eine Qualität die er uns in den entscheiden Spielen im Trikot der Nationalmannschaft (bisher) noch schuldig blieb. Ein wichtiger Grund hierfür ist die Mannschaft. In Katalonien spielt er bei den Blaugrana seit seinem 13. Lebensjahr in der mehr oder weniger selben Spielphilosophie. In der Nationalmannschaf wechselt letztere oft und obwohl Argentinien aktuell neben Messi mit Higuain, Di Maria, Dybala, Aguero, Icardi, Pastore, Banega und Co. zumindest was das Angriffsspiel angeht eine der besten argentinischen Generationen überhaupt hat, blieb der große Coup (bisher) aus.
Hoffnung macht jedoch der Nationaltrainer, Jorge Sampaoli. Schon nach kurzer Zeit hat er der Albiceleste seine Spielphilosophie aufoktroyiert ohne Messi dabei in seinen Fähigkeiten einzuschränken. Trotz ansehnlicher Spielweise wurde das WM-Ticket nur mühsam gelöst und die Freundschaftsspiele waren ergebnistechnisch auch nicht zufriedenstellend. Auffällig war, dass Sampaoli oft Spieler, vor allem defensiv, aus der heimischen argentinischen Liga aufstellte. Ob er dies aufgrund von Verletzungen anderer Leistungsträger gemacht hat oder um damit sein Spielsystem besser durchzudrücken, bleibt im Blick auf die diesjährige WM abzuwarten. Falls dem jedoch so wäre, könnte genau diese mangelnde defensive Stabilität den Argentiniern zum Verhängnis werden. Messi würde weiterhin der sehnlichst erwartete Weltmeistertitel fehlen, für viele ein Ko-Kriterium bei der heiß umstrittenen Frage des besten Fußballspielers aller Zeiten.
Ein Name der bei dieser Diskussion immer wieder fällt ist der von Diego Armando Maradona. Er hat genau dieses Kriterium erfüllt und sich durch seine Auftritte im Sommer 1986 in Mexiko weltweit unsterblich gemacht. Als Spieler (meist) unwiderstehlich gut, als Trainer eher das Gegenteil, zumindest auf den ersten Blick. Denn seit den 1970er gibt es keinen Trainer der in der argentinischen Nationalmannschaft mehr als die von Maradona 2,25 Punkte pro Spiel geholt hat. Der einstige Weltklassespieler ist mit Sicherheit kein großer Taktiker, was nicht zuletzt die 4-0 Niederlage bei der WM 2010 gegen Deutschland gezeigt hat. Aber er ist immer noch, vor allem für viele argentinische Nationalspieler, ein Vorbild (natürlich nur dem Spielfeld). Des Weiteren ist El Pibe de Oro wahrscheinlich weltweit die einzige Person, die bei der Einstellung als Nationaltrainer mehr Druck auf seinen Schultern zu tragen hätte als der Messi(as). Dies wäre ein weiterer wichtiger Grund, um die unmenschliche Last von Messi zu nehmen, die er vor allem von Seiten seiner argentinischen Heimat spürt. Als Trainer, der vor allem über die Emotionalität kommt, würde Maradona wahrscheinlich unabhängig vom Spielsystem nur die besten Spieler aufstellen, was völlig legitim ist, solange es erfolgreich ist. Jedoch sollte sich ein Debakel wie im WM-Viertelfinalspiel in Südafrika nicht wiederholen. Dazu müsste Maradona ein Co-Trainer mit kühlem Kopf zur Seite stehen, den der einstige Edeltechniker aber auch selbst respektiert. Eine gute Wahl wäre sicherlich Jorge Valdano. Der ehemalige Stürmer von Real Madrid war bei der WM 1986 einer der wenigen argentinischen Spieler, die ihr Geld in Europa verdienten. Später als Trainer und Sportdirektor beim spanischen Rekordmeister tätig, sowie als Autor und Unternehmensberater wäre er ein guter analysierender Co-Trainer, der perfekte Gegenpol zum exzentrischen Maradona. Auf jeden Fall wäre es eine der schönsten Geschichten überhaupt, Geschichten die so nur der Fußball schreibt: Maradona, einer von Messis härtesten Konkurrenten was die Frage des GOAT angeht, ermöglicht seinem jüngeren Landsmann den WM-Titel und ergänzt so möglicherweise das fehlende Puzzlestück in der ansonsten außerirdischen Karriere des kleinen Flohs.
Als neutraler Fußballfan ist Lionel Messi sicherlich der Weltmeistertitel zu gönnen. Ob es wirklich dazu kommt, bleibt abzuwarten. Falls nicht, schmälert das nicht seine konstant überragenden Leistungen und wir wüssten woran es theoretisch gelegen hat… #whatif