2009: Wolverhampton ist auf der Liste der hässlichsten Städte der Welt und wird Fünfter. Acht Jahre später gibt es einen Grund, diese Stadt in den Midlands zu besuchen: den Fußball. Die Wolverhampton Wanderers, the Wolves genannt, beginnen ihre Saison 2017/18 mit ihrem neuen Trainer, Nuno Espírito Santo. In der Meisterschaft dominierte der Portugiese mit seiner Mannschaft die Championship, die zweite englische Liga: Erster in der Liga (99 Punkte), die meisten Siege (30), die wenigsten Niederlagen (7), den besten Angriff (82 erzielte Tore) und die beste Verteidigung (39 Gegentore). Eine beeindruckende Entwicklung wenn man bedenkt, dass die Wolves die drei vorangegangenen Saisons auf dem 7., dem 14. und dem 15. Platz beendeten. In der Premier League gibt es noch vereinzelt Mannschaften, die "Kick and Rush" (oder besser "Hit and Hope") spielen, in der Championship ist dieser Stil jedoch noch sehr verbreitet. Das ist bei Nuno nicht der Fall. Er ist ein Trainer, der das beste System für seine Mannschaft wählt. So spielte er hauptsächlich im 4-2-3-1 oder 4-3-3 mit Rio Ave (1,41 Punkte pro Spiel), mit Valencia (1,81) oft im 4-3-3 und mit Porto (1,96) entschied er sich oft für das 4-4-2 mit zwei defensiven Mittelfeldspielern. Letztere waren der Schlüssel, um seine Wolves (2,1) in einem 3-4-3 spielen zu lassen, das defensiv zu einem 5-4-1 wurde. Rúben Neves, defensiver Mittelfeldspieler, ist der Motor des Teams und wurde letzte Saison für 18 Millionen Euro von Porto transferiert. Kein Feldspieler in der Championship machte mehr als die von Neves erfolgreichen 8,6 langen Pässe pro Spiel. Ein Spieler, der -wäre er nominiert gewesen- mit seiner Spielweise auch Portugal hätte helfen können, denen die Kreativität während der WM fehlte. Auch wenn er grade seinen Vertrag verlängert hat, könnte er bald in einem großen Verein spielen. Der Portugiese und zwei weitere defensive Mittelfeldspieler, Romain Saïss und Conor Coady, unterstreichen die Qualität des Wolves-Spiels. Bei allen anderen Mannschaften in der Championship war es der Torhüter, der die meisten langen Pässe spielte. Nur Wolverhampton hatte diese drei erwähnten Spieler, die in dieser Kategorie ihren Torhüter übertrafen. Es sind auch die zentralen Mittelfeldspieler, die das Spiel der Wolves prägen: schnell das Spiel verlagern, diagonale Pässe schlagen, um mit Breite anzugreifen oder die Tiefe suchen, um zu kontern. Wolverhampton ist eine Mannschaft, die weiß, wie man den Ball hält und die besonders in der eigenen Hälfte aggressiv presst. Die technisch starken Innenverteidiger helfen dabei, das Spiel aufzubauen und zu lenken. Es gibt einige Parallelen zur Blackpool-Mannschaft, die 2010/2011 in die Premier League kam und das Jahr 2010 als Achter beendete. Ihr Spiel basierte auch auf schnellem Fußball und einem Mittelfeldspieler mit herausragender Passqualität (Charlie Adam). Aber die Gegner nahmen Adam zunehmend aus dem Spiel, weshalb Blackpool leider wieder noch in derselben Saison absteigen musste. In Bezug auf die Finanzen scheinen die Wolves ihr Geld, das seit 2016 die chinesische Firma Fosun International bereitstellt, in vernünftige Transfers zu investieren. So erwarben sie beispielsweise die portugiesischen Nationalspieler Rui Patricio und João Moutinho. Während andere englische Klubs mittelmäßige Spieler für zu viel Geld kaufen, hat der teuerste Transfer der Wolves (Adama Traoré für 20 Millionen Euro, ausgebildet bei Barca) vergleichsweise wenig gekostet. Der Verein aus den Midlands geht nicht zu viel Risiko ein und nutzt Nunos Kontakte in Portugal und Spanien. Bereits in der vergangenen Saison haben sie Spieler erst ausgeliehen, um sie dann in der nächsten Saison fest zu verpflichten. So taten sie es mit Diogo Jota (von Atlético Madrid), Willy Boly (Porto), Léo Bonatini (Al-Hilal) oder Rúben Vinagre (Monaco) und in dieser Saison mit Jonny Castro (Atlético Madrid), Raúl Jiménez (Benfica) oder Leander Dendoncker (Anderlecht). Trotz der Tatsache, dass Wolverhampton nur Platz 18 in der Liste des durchschnittlichen Marktwerts belegt, ist es schwer vorstellbar, dass diese Mannschaft nicht die Klasse in der Premier League hält. Das Team kann selbst den größten Clubs Probleme bereiten. Natürlich wird es für sie schwierig, sich für einen europäischen Wettbewerb zu qualifizieren, aber sie sollten zumindest im Mittelfeld der Tabelle landen. Wenn es Tage gibt, an denen die Big Six in England nicht spielen, ist dies nicht weiter schlimm: die Wolves anzuschauen lohnt sich. Versprochen. #whatif
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