Samstagabend: endlich wieder Fußball, Sportschau im ersten deutschen Fernsehen. Ein absolutes Muss für jeden Fußballfan in Deutschland. Die Zusammenfassung der Bundesligaspiele vom Freitag und Samstagnachmittag machen besonders viel Spaß, wenn die Topteams im Einsatz sind. Nach der Zusammenfassung einer mittelmäßigen Abstiegspartei und einem torlosen Unentschieden wird ein Spiel mit der Beteiligung des Hamburger Sportvereins gezeigt. Der HSV ist der Bundesliga-Dino und immer noch der einzige Verein, der seit der Gründung der Bundesliga 1963/1964 jedes Jahr in der höchsten deutschen Spielklasse gespielt hat. Dafür wurde im Hamburger Volksparkstadion die HSV-Bundesliga-Uhr gebaut. Sie zeigt auf die Sekunde genau an, seit wann der Club aus Deutschlands zweitgrößter Stadt in der Bundesliga aktiv ist. Seit Jahren wird sie zum Saisonende regelmäßig in der Sportschau gezeigt: Gerade steht sie genau bei 54 Jahren, 258 Tagen, 18 Stunden, 57 Minuten und 36 Sekunden. Und viele Deutsche haben denselben Gedanken: Entweder sie steigen endlich ab, oder es ändert sich komplett etwas. Was genau geändert werden muss ist schwer zu beurteilen, da das Innenleben eines solchen großen Vereins für Außenstehende zu undurchsichtig ist. Fakt aber ist, dass 15 verschiedene Trainer in 8 Jahren nicht durch die Bank schlecht gewesen sein können. Der Grund liegt eher im schlechten Management der Nordlichter. Solange hier keine Veränderung geschieht, würden nicht mal eine Mannschaft um Uwe Seeler, Kevin Keegan, Franz Beckenbauer und Felix Magath etwas reißen können. Es bedarf deshalb eines radikalen und nicht nur eines inkrementellen Wandels. Unter einem inkrementellen Wandel versteht man Fortschritt in kleinen Schritten. Wenn der HSV sich auf eine neue Bundesligasaison vorbereitet, aber nur kleine Veränderungen vornimmt, wie zum Beispiel Spielertransfers wird der Effekt gering sein. Das hat vielleicht zur Folge, dass der HSV die Saison auf dem 14. Statt dem üblichen 16. Relegationsplatz abschließt, aber am Kern des Problems ändert dies nichts. Der Club würde weiterhin um den Klassenerhalt spielen. Helfen würde jedoch ein radikaler Wandel. Dabei handelt es sich um weitreichende Veränderungen die sich in einer Umwandlung der Organisation ("corporate transformation") und einer Änderung der Unternehmensstrategie niederschlagen kann. Genau solche revolutionären Änderungen braucht der Bundesliga-Dino jetzt. Dieser radikale Wandel könnte sich durch einen äußeren Einfluss, wie dem Abstieg vollziehen. Möglicherweise würden wichtige Akteure im Management das sinkende Schiff dann verlassen. Zu hoffen wäre, dass es dann auch diejenigen wären, die für das seit Jahren anhaltende Chaos verantwortlich waren. Ein Abstieg ist aber auch mit zahlreichen finanziellen Einbußen verbunden. Obwohl das Stadion für Zweitligaverhältnisse wahrscheinlich überdurchschnittlich besucht wäre und der Verein der finanzstärkste Club der 2. Bundesliga wäre, würde das nicht den direkten Wiederaufstieg garantieren. Es gab durchaus Vereine, die einen Abstieg nie ganz verkraftet haben (Aachen, Cottbus, 1860). Die bessere Variante wäre dementsprechend, dass die Hamburger freiwillig die nötigen radikalen Veränderungen herbeiführen. Dies ist dringend notwendig. Obwohl der Verein die 8. höchsten Einnahmen durch Trikotgehälter der Bundesliga in der Saison 2017/18 hatte und er sich auch was die durchschnittlichen Spielergehälter angeht in der oberen Tabellenhälfte befindet, ist er laut transfermarkt.de gemessen am Gesamtkadermarktwert nur auf dem 14. Rang, nach dem Durchschnittsspielermarktwert gar nur auf dem 16. Platz. Wenn diese Werte auch nur Schätzungen sind, so geben sie doch für eine größere Anzahl von Spielern ein verlässliches Bild. Ein klares Zeichen für die sportliche und wirtschaftliche Orientierungslosigkeit. Das theoretische Potential um an erfolgreichere Zeiten anzuknüpfen ist sicherlich da, auch wenn ein Triumph wie 1983, als man Europapokalsieger der Landesmeister wurde, in naher Zukunft nur schwer wiederholbar sein wird. Es stellt sich nur die Frage, ob man wartet endlich in der 2. Liga anzukommen oder die Führungsetage es doch noch schafft einschneidende Veränderungen zum Wohle des Clubs durchzuführen. Was, wenn die Bundesliga-Stadion-Uhr im Hamburger Volksparkstadion wirklich stehen bleibt? #whatif
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