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PPDA oder wie man Pressing misst

Im Laufe der Jahre hat es immer Trainer gegeben, die die Welt des Fußballs dominierten, indem sie eine Innovation in den Sport brachten. Natürlich lassen sich diese Trainer nicht auf diese eine Innovation reduzieren, aber es gibt immer einige Merkmale, die die Mehrheit der anderen Trainer kopieren möchte, in der Hoffnung den gleichen Erfolg zu haben wie die Trainer, die den Trend setzten. Mourinho steht für das Umschaltspiel, Guardiola für Ballbesitz und Conte hat die Dreierkette (wieder) eingeführt. Auch im Fußball kommen und gehen Trends, aber ein Trend ist seit nunmehr seit etwas mehr als einem Jahrzehnt in Mode: Pressing. Und der Name, der meistens damit verbunden wird, ist der von Jürgen Klopp. Wie bei allen Trends ist das Pressing sicherlich kein neues Konzept und wurde vor allem bereits von den Mannschaften von Michels und Cruyff (die niederländische Nationalmannschaft und Ajax) sowie vom AC Mailand von Sacchi und von Dynamo Kiew von Valeriy Lobanowski verwendet. Obwohl es verschiedene Formen des Pressings gibt, scheint es, dass heutzutage jede Mannschaft einen bestimmten Pressingstil spielt. Mannschaften die überhaupt nicht pressen gibt es eigentlich nicht mehr. Trotz der Tatsache, dass Trends im Fußball kommen und gehen, gibt es immer wieder einen globalen Druck, dem Trend zu folgen, wie der ehemalige Präsident von Bayern München Uli Hoeneß sagte: „The trend is your friend.“ In diesem Artikel zeigen wir einen Ansatz, wie man Pressing messen kann und dass Mannschaften mit hohem Pressing erfolgreicher sein können. Doch ein hohes Pressing ist niemals der einzige Grund für Erfolg. Auch Mannschaften wie Leicester City in der Saison 2015/2016 haben gezeigt, dass stabil stehen und kontern nach wie vor ein vernünftiger Ansatz sind.


Fußball wird immer wissenschaftlicher. Die meisten haben inzwischen bereits von der Metrik Expected Goals (xG) gehört, einer Metrik, die sich auf das Erzielen von Toren bezieht. Um Pressing zu messen, wird am häufigsten ein Ansatz namens „Passes Allowed Per Defensive Action“ (PPDA) verwendet. Die mathematische Formel dafür lautet:

PPDA = Anzahl der Pässe des angreifenden Teams / Anzahl der Abwehraktionen


Ein kleinerer PPDA-Wert bedeutet ein höheres Maß an Verteidigungsintensität, da die Verteidigung weniger freie Pässe zulässt. Beispiele für defensive Aktionen sind Zweikämpfe, Grätschen, abgefangene Pässe oder Fouls.


Beide Werte (ausgeführte Pässe und Abwehraktionen) werden in den 60% des Spielfelds der ballbesitzenden Mannschaft berechnet.

Die Tabelle zeigt die Top-3-Teams der Top-5-Ligen in Europa in der Saison 2019/20.

Normalerweise würde man in der Tabelle die besten Teams erwarten, und in jeder Liga ist auch mindestens ein Spitzenteam dabei. Interessant ist jedoch, dass es auch Mannschaften aus dem (unteren) Mittelfeld gibt, die viel pressen (d.h. relativ niedrige PPDA-Werte haben), wie z.B. Frankfurt, Southampton, Bologna oder Bordeaux. Ein niedriger PPDA-Wert allein führt nicht zum Erfolg, da man auch nach dem Ballgewinn einen Plan haben muss. Wenn der Ball nach Ballgewinn sofort wieder verloren wird, war der Aufwand für das Pressing sinnlos. Dies könnte ein Grund dafür sein, dass diese Mannschaften am Ende der Saison keinen Erfolg hatten. Außerdem haben diese Mannschaften keine hochkarätigen Spieler, die große Chancen zuverlässig verwerten können. Überraschenderweise hatte PSG den niedrigsten PPDA-Gesamtwert, eine Mannschaft, die nicht unbedingt dafür bekannt ist, ein Team zu sein, das hoch presst. Die Erklärung dafür könnte darin liegen, dass PSG relativ hoch steht, so dass es wahrscheinlicher ist, den Ball in der gegnerischen Hälfte zu gewinnen, obwohl man nicht aggressiv anläuft. Eine andere Erklärung könnte sein, dass sich die meisten Mannschaften in der Ligue 1 gegen PSG hinten reinstellen und beim Spielaufbau keine Risiken eingehen, da sie vor dem Tempo und der Kreativität von Neymar und Mbappé Angst haben. Dennoch ist ein niedriger PPDA-Wert auch ein klares Markenzeichen des Spielstils eines Trainers. Auf der einen Seite gibt es Mannschaften wie Leverkusen, Leicester, Atalanta, Sevilla und Marseille, die alle gute oder sogar sehr gute Saisons spielten. Auf der anderen Seite sind die Mannschaften mit dem höchsten PPDA-Wert dieser Ligen nicht abgestiegen. Augsburg (PPDA: 15,83), Newcastle (19,00), Udinese (14,50), Valencia (13,27) und Angers (16,40) schafften es alle, in der Liga zu bleiben.


Abschließend lässt sich sagen, dass PPDA ein guter Indikator dafür ist, ob die verteidigende Mannschaft hoch anläuft, zeigt aber nicht mit Sicherheit, ob eine Mannschaft auch ein gutes hohes Pressing spielt. Es gibt verschiedene Wege den Gegner vom eigenen Tor fernzuhalten. Für sich allein genommen ist PPDA keine verlässliche Messgröße, um den Erfolg einer Mannschaft zu messen, aber in Kombination mit einer passenden Spielphilosophie kann sie zumindest teilweise erklären, warum bestimmte Mannschaften die allgemeinen Erwartungen übertroffen haben.


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