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Khvicha Kvaratskhelia - Warum du einen georgischen Spieler von Rubin Kasan genauer beobachten sollt

Wenn man Georgien hört, denken Mitteleuropäer wahrscheinlich an die kaukasischen Berge, das Schwarze Meer und Wein. Amerikaner wären vielleicht überrascht, dass es außerhalb der Vereinigten Staaten einen Staat namens Georgia gibt. Aber keiner von ihnen würde ihn mit einer Fußballnation in Verbindung bringen.


In der Vergangenheit gab es nicht allzu viele georgische Spieler, die sich im europäischen Vereinsfußball behaupten konnten. Freiburg war als kleine georgische Enklave in Deutschland bekannt, in der unter anderem die Georgier Aleksandr Iashvili und Levan Kobiashvili spielten. Während Iashvili ein eher kleiner Stürmer war, erzielte er die meisten seiner Tore aufgrund seiner exzellenten Positionierung und technischen Fähigkeiten im Strafraum. Sein Teamkollege Kobiashvili begann als technisch begabter 10er in Freiburg und spielte später eine wichtige Rolle auf Schalke, wo er hauptsächlich als linker Außenverteidiger oder manchmal als defensiver Mittelfeldspieler eingesetzt wurde. Auch andere Spieler wie Levan Tskitishvili, Giorgi Kiknadze, Zaza Zamtaradze, Otar Khizaneishwili und David Targamadze spielten in den späten 90er Jahren und Anfang der 2000er Jahre in Freiburg eine kleine Rolle. Dennoch entstand damals in Freiburg eine Leidenschaft für georgische Spieler. Diese Leidenschaft ging sogar so weit, dass die Fans den deutschen Spieler Tobias Willi aufgrund seines Nachnamens auch zum Georgier machten.


Echte Manchester-City-Fans werden sich an Giorgi Kinkladse erinnern. In den 90er Jahren war es für englische Vereine Mode, ausländische Spielmacher zu kaufen. In einer Zeit ohne arabisches Geld waren die Citizens alles andere als erfolgreich. Sie verbrachten sogar einige Zeit in der zweiten Liga und ihr georgischer Spielmacher war auf dem Spielfeld für die besonderen Momente zuständig. Er war eine typische Nummer 10 mit einem starken linken Fuß. Ric Turner von Blue Moon beschrieb Kinkladze als „wahrscheinlich talentiertesten Spieler, den ich je bei City gesehen habe". Er beendete seine Karriere bei Rubin Kasan im Jahr 2006.


Dieser Verein hat nun einen weiteren technisch begabten georgischen Spieler in seinen Reihen. Der 2020 zum Youngster des Jahres in der russischen Liga gewählte Khvicha Kvaratskhelia ist in seinem Heimatland bereits ein Kultspieler. Mitte der Saison 2018/19 kam er praktisch aus dem Nichts, obwohl er noch nicht einmal volljährig war. Er wurde vom georgischen Team Rustavi an Lokomotive Moskau ausgeliehen. In den wenigen Minuten, die er bekam, wusste er dort sehr zu überzeugen. Am Ende dieser Saison konnte sich das Lokomotive-Management nicht mit Rustavi einigen, was Lokomotive-Trainer Semin wütend machte. Dies erlaubte Rubin Kasan, Kvaratskhelia zu kaufen und es dauerte nur einige Wochen, bis sie merkten, dass sie ein tolles Geschäft gemacht hatten.


Kasans Trainer Slutsky lässt ihn als inversen Flügelspieler auf der linken Seite spielen. Da Kasans 8er und Außenverteidiger oft nicht sehr schnell nach vorne rücken, hat er oft Platz vor sich. Wenn er diesen Raum hat, kann er aus der eigenen Hälfte in die gegnerische Hälfte dribbeln und seine Gegner mit einer Vielzahl verschiedener Finten ausdribbeln.


Mit seiner langen, schlanken Statur und seinem eleganten Laufstil, ist Kvaratskhelia ein Flügelspieler, der es liebt, in den gegnerischen Strafraum einzudringen. Schnell, wendig und flink in seinen Bewegungen, ist er beinahe uneinholbar, wenn er losrennt. Seine Körpertäuschungen sind unberechenbar, was es dem Gegner schwer macht, zu erahnen, ob er nach links oder rechts geht. Mit 8,6 Dribbelversuchen pro 90 Minuten (davon 4,2 erfolgreich) ist er der Spieler, mit den meisten Dribbelversuche in den großen europäischen Ligen in der Saison 2020/2021 (unter den Spielern, die mindestens 1000 Minuten gespielt haben). Momentan hat er allerdings noch eine engere Beziehung zum Ball als zu seinen Teamkollegen: Er flankt nicht gerne – auch weil er auf der „falschen" Seite spielt – und hat manchmal nur das Tor im Blick, selbst wenn er seine Dribblings aus großer Distanz dazu startet. Geboren 2001, hat er aber durchaus noch Zeit, seine Schwächen zu beheben. Er muss sein Spiel über das hinaus erweitern, was er von Natur aus schon hat: Zwischen den Linien und auf engem Raum zu spielen und kein Flügelspieler zu bleiben, der nur dann wertvoll ist, wenn er Platz vor sich hat. Kvaratskhelia ist ein sehr zielstrebiger Spieler und angesichts der Fähigkeiten, die er hat, muss er mehr seiner genialen und intuitiven Momenten liefern. Wenn ihm das gelingt, könnten wir ihn durchaus den nächsten Schritt in Europas Top-5-Ligen machen sehen.


#whatif


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