Mai 2018, ich bin zu einer Hochzeit in Tunesien eingeladen. Eine einzigartige Erfahrung. Auf der Hochzeit wird viel getanzt. Wie Hatem Ben Arfa, wenn er mehrere Verteidiger ausdribbelt und sein Sololauf anschließend mit einem Tor krönt. Der Franzose tunesischer Herkunft, geboren 1987, war immer schon ein großartiger Spieler. Großartig aber faul. Ein missverstandenes Genie. Schon früh war klar, dass Ben Arfa später ein Star sein würde. Im Alter von 12 Jahren schafft er es in das Nachwuchsleistungszentrum von Clairefontaine, wo nur die besten Talente Frankreichs aufgenommen werden. Viele in- und ausländische Vereine wollten Ben Arfa verpflichten. Im Jahr 2002 wechselte er zu Olympique Lyon für eine Unterschriftsprämie von 150.000 €. Nach seiner Zeit in Lyon wechselte er 2008 zu Olympique Marseille. Seine Stationen danach sind Newcastle, Hull, Nizza und derzeit PSG. In 345 Spielen für seine Vereine erzielte er 64 Tore und gab 53 Vorlagen, was in etwa einer direkten Torbeteiligung alle 3 Spiele entspricht. Wenn wir nur die tatsächliche Zeit nehmen, die er auf dem Platz war, ist er alle 165 Minuten direkt in ein Tor involviert. Ben Arfa hat in seiner Karriere bereits auf allen offensiven Positionen gespielt. Seine besten Leistungen rief er als offensiver Mittelfeldspieler ab. Ben Arfa ist kein Arbeiter, defensiv ist er nahezu nutzlos. Und selbst im Angriffsspiel hat es keinen Sinn, Hatem eine feste Position zu geben. Er muss eine freie Rolle spielen, wo er seine Qualitäten zeigen kann: sein Dribbling (besonders mit seinem linken Fuß), seine Finten und seine Fähigkeit, in scheinbar zugestellten Räumen Raum zu kreieren. Seine beste Zeit hatte er in Newcastle und danach in Nizza. In England glänzte er und führte die Gegner Woche für Woche vor. Fast spielerisch durchbrach er die gegnerischen Abwehrlinien, erzielte Tore im Alleingang und war natürlich Publikumsliebling. 2015 kehrte er nach Frankreich zurück und spielte seine beste Saison. In 34 Ligue 1-Spielen erzielte er 17 Tore und gab 6 Assists. OGC Nice wird Vierter und qualifiziert sich für die Europa League. Auch wenn es Lucien Favre 2016/17 gelingt, sogar auf dem Podium zu landen, wurde die Erfolgsgeschichte des Klubs aus dem Süden von Ben Arfa beeinflusst. Dank des Vertrauens seines Trainers Claude Puel zeigte der ehemalige französische Nationalspieler außergewöhnliche Leistungen, die es Nizza ermöglichten, ein Jahr später einen Spieler wie Balotelli zu verpflichten. Stellt euch dieses Szenario vor: Lucien Favre als Trainer und Balotelli und Hatem im Angriff! Aber die Realität war eine andere: Ben Arfa wechselte ablösefrei zu PSG. Wenn er in der ersten Saison noch Ersatzspieler war, spielt er in seinem zweiten Jahr in Paris keine Minute. Auch wenn seine Qualität im PSG-Training sichtbar war, in dem er seine Mannschaftskollegen lächerlich machte, gibt es keinen Platz mehr für den talentierten Spieler. Neymar nennt ihn "o fenômeno", in Anlehnung an den großen Ronaldo, das ewige Idol Brasiliens. Doch Trainer Unai Emery konnte mit einem Spieler, der nicht zur Defensivarbeit beiträgt, nicht umgehen. Neymar hat es auch nicht getan, aber er hat ein bisschen mehr gekostet. 222 Millionen Euro setzt man nicht einfach so auf die Bank, oder? Ein Sturm Neymar-Cavani-Ben Arfa? Wäre mit Sicherheit interessant zu sehen, zumindest für die Zuschauer, nicht für die Gegner. Ab dem 1. Juli 2018 ist er offiziell ohne Verein. Was für ein Juwel auf dem Markt, wo inzwischen schon sehr hohe Summen für mittelmäßige Spieler bezahlt werden. Es ist zweifelhaft, ob ihn ein großer Klub diesen Sommer mit seiner Einstellung verpflichten wird. Der Verein hätte kein großes Risiko, da er nichts kostet. Aber bitte, und ich richte mich an den neuen Verein von Hatem: entweder wird er Stammspieler, oder ihr gebt das Geld besser für einen anderen Spieler aus. Glaubt mir, ihr werdet diesen Transfer nicht bereuen! Und in der Nationalmannschaft? Insgesamt spielte er 15 Spiele für die Equipe tricolore. Nach seiner großartigen Saison mit Nizza war er nicht Teil der EM 2016. Überhaupt nicht einleuchtend, aber wenn der Trainer Didier Deschamps heißt, macht es sehr viel Sinn, Grüße an Karim Benzema. Schade, dass Hatem nicht mehr für die tunesische Auswahl spielen kann. So könnte er bei der WM in Russland in den KO-Spielen gegen Frankreich spielen, alle ausdribbeln und das entscheidende Tor erzielen. Warum nicht? Bis dieser Moment kommt, warte ich auf die neue Saison. Endlich kann ich dich wieder auf dem Platz sehen. Die Fußballwelt ist besser, wenn du spielst. Hatem, ich habe dich vermisst! #whatif
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