Über das russische Team, das diesen Sommer versuchen wird, die Hoffnungen von Millionen von Russen zu befriedigen, ist wenig bekannt. Der Rest der Welt erwartet nicht viel von der Sbornaja. Lange vorbei sind die glorreichen Tage der alten Sowjetunion, die von den brillanten Gavriil Kachalin und Walerij Lobanowskyj trainiert wurde. Zu Beginn des neuen Jahrhunderts war der russische Fußball wieder auf dem Vormarsch. Bei der EM 2008 hatte Russland eine beeindruckende Mannschaft, trainiert vom Taktik-Genie Guus Hiddink. Einige Spieler wechselten im Anschluss zu europäischen Top-Teams: Smertin, Arshavin, Schirkov, Pawljutschenko, um nur ein paar zu nennen. Andere wie Shirokov waren unglaublich talentiert, aber es fehlte wahrscheinlich die richtige Einstellung. Das einzige, was von dem glorreichen Tag übrig geblieben ist, ist die Dreierkette, bestehend aus Sergej Ignaschewitsch, flankiert von den Berezutski-Zwillingen.
Doch am 7. Juni 2015 passiert in einem Freundschaftsspiel gegen Weißrussland in der Arena Khimki etwas Besonderes. In der 61. Minute wird der zuvor erwähnte Roman Shirokov durch einen Jungen namens Aleksandr Golovin ersetzt. Ziemlich große Schuhe, in die ein 19-jähriger da treten musste. Doch Golovin schießt 16 Minuten später das 2:0 in einem 4:2 Sieg für Russland. Kein schlechtes Debut in der Nationalmannschaft.
Golovin wuchs mit Futsal auf, was ihn mit vielen großen (brasilianischen) Spielern verbindet. Nachdem er in seinen früheren Jahren aufgrund seiner fehlenden Größe und Physis zu kämpfen hatte, war es seine Hartnäckigkeit, die ihm den Weg zum Erfolg ebnete. Im Alter von 16 Jahren wurde er von ZSKA Moskau verpflichtet, 2013 gewann er die U-17-Europameisterschaft mit Russland. Seitdem hat sich Golovin sowohl für ZSKA als auch für Russland bewährt und ist zu einem festen Bestandteil beider Teams geworden. Golovin ist ein kleiner zentraler Mittelfeldspieler, ausgestattet mit exzellenter Qualität im Dribbling. Außerdem tritt er sehr gute Standards und leistet sehr gute Defensivarbeit, vor allem im Pressing. In letzter Zeit war Golovin der einzige Hoffnungsschimmer in einer ansonsten enttäuschenden russischen Mannschaft.
Golovin, eine Kombination aus Arturo Vidal und Marco Reus, ist wahrscheinlich am effektivsten als energetischer, doch kreativer 8-ter neben einem ähnlichen Spieler vor einem 6-er in einem 3-er Mittelfeld.
Die Hoffnungen von rund 140 Millionen werden vor allem auf den kleinen Schultern von Golovin ruhen.
Meine Prognose: Golovin wird Russland durch die Gruppenphase führen und anschließend einen Wechsel nach Europa machen. Er wird in die Fußstapfen von Shirokov treten. Fußstapfen, die Shirokov selber leider nie wirklich füllen konnte. #whatif